Was man vom Ultraradsport lernen kann
Begeistert folgte ich gestern dem Vortrag von Beatrix Arlitzer beim Mental Evening der Sportpsychologie Steiermark. Beatrix ist Teamchefin und Mentaltrainerin einer der erfolgreichsten Extrem-Radsportlerinnen der Welt, Nicole Reist.
Im Ultraradsport werden mindestens 1.000 km nonstop mit dem Rad bewältigt, Tag und Nacht, die Uhr steht nie still. Im härtesten Rennen der Welt, dem Race Across America, werden 4.800 km von der Westküste der Vereinigten Staaten bis zur Ostküste zurückgelegt. Im Fall von Nicole 2022 in zehn Tagen, vier Stunden und 13 Minuten. Damit kam sie zum dritten Mal als schnellste Frau ins Ziel und war Zweite der Gesamtwertung! Unfassbar welche Energie und welcher Siegeswille hier vorherrschen muss, um dies mit extremem Schlafmangel, Erschöpfung und Dauermonotonie so erfolgreich zu bestehen.
Gib dein Bestes und wenn du damit fertig bist, übertriff dich selbst. (Nicole Reist)
Hochachtung über diese Fähigkeit, die körperlichen und mentalen Grenzen voll auszuschöpfen, oder besser formuliert, sich so achtsam am Limit zu bewegen, dass trotzdem Bestleistung möglich ist.
Aber was ich vor allem aus dem Vortrag mitgenommen habe ist, dass eine so außergewöhnliche Leistung einer Einzelsportler:in nicht möglich wäre, ohne einem außergewöhnlich perfekt zusammengespielten Team. Und diese Abstimmung beginnt weit vor dem eigentlichen Großereignis bereits bei der Zusammensetzung der 11 Teammitglieder. Wer bringt welche benötigten Kompetenzen mit? Wie „funktionieren“ die Einzelnen in Stresssituationen? Wie passt die Person ins Teamgefüge?
Um als Team wirklich erfolgreich zu sein und auch in Extremsituationen zu funktionieren, müssen die Rollen und Aufgaben jedes Einzelnen klar definiert und aufeinander abgestimmt sein. Jeder muss genau wissen, welchen Handgriff er wann zu tun hat. Man muss sich einhundert Prozent auf die anderen verlassen können. Dabei ist es wichtig, sich selbst zu kennen, bei Höhenflügen aber auch in Tiefphasen. Wie ticke ich und wie ticken auch die anderen unter Hochspannung. Es geht darum gemeinsame Strategien zu entwickeln, die den gewünschten Erfolg verschaffen und dabei so weit wie möglich nichts dem Zufall zu überlassen. Deshalb wird in der Vorbereitung vor allem auch das Funktionieren in sogenannten „critical moments“ trainiert. Und auch wenn am Ende die Siegerin am Podest steht, letztendlich ist es eine überragende Teamleistung, die den Erfolg ausmacht
Übrigens: Den Mental Evening veranstalten wir vom Verein der Sportpsychologie Steiermark dreimal jährlich. Aktuelle Termine und Themen finden Sie hier. Falls Sie über die nächsten Veranstaltungen informiert werden wollen, schicken Sie uns gerne ein Mail.